Widerspricht Souveräne Markenführung deutscher Mentalität? Teil 1

Der Wille zur Kommunikation

Da will einer was von uns!

Im Vergleich mit anderen (westlichen und nordeuropäischen) Unternehmen fällt mir immer wieder auf, wie tief ein Glaubenssatz in den Köpfen der Firmenchefs und Manager verbreitet ist: „Wenn jemand Kontakt zu uns sucht, den wir nicht kennen, dann kann es nichts Gutes bedeuten.“
Neue Geschäftschancen? Können wir uns nicht vorstellen, die hätten wir selbst längst entdeckt.

Neuer Kunde? Wenn den unser Vertrieb nicht von selbst gefunden hat, kann das nicht sein.

Markenbotschafter? Wir wollen keine neuen Fremdwörter lernen.

Kann also nur ein Vertreter sein, der „was verkaufen“ will.

Umkehrschluss: „Die Einzigen, die verkaufen dürfen, sind wir. Alle anderen sind unsere Feinde. Oder es ist ein Journalist, der uns das Wort im Munde umdreht, also sagen wir lieber ,kein Kommentar‘. Dann sehen wir in der Presse wenigstens wichtig aus.“

Eure Majestät ergreifen das Wort

Anders als in der nordamerikanischen Kultur orientiert sich ein Großteil unserer älteren Generation an folgendem Modell: „Wer es nötig hat, Kommunikation aufzunehmen, steht in der sozialen Hierarchie unter mir. Sie oder er will was, das heißt: hat nichts und kann folglich nichts geben, sondern nur nehmen.“

Es gibt sie noch, die Unternehmen, deren einziger Kommunikationskanal der Vertrieb ist. Dieser Kanal hat nur eine Fließrichtung. Dort gibt es nur eine Interaktionsoption. Das ist die „Ja, ich will“-Taste. Auffällig auch, dass gerade Unternehmen mit der aggressivsten Vertriebsmannschaft die höchsten Burgwälle um die Abteilungen Einkauf, Kundendienst und Presse aufschütten.

„Da reden welche unqualifiziert über uns? Etwa auf unserer eigenen Facebook-Fanpage? Diesem komischen Twitter? Da schreibt uns einer über unser eigenes Online-Formular eine Mail? Für eine Sonderreinigung lohnt es noch nicht. Das kann der Hausmeister mit dem Besen von den Treppen fegen.“

Wir pflegen ausschließlich, über Instrumente zu kommunizieren

Anstatt 20 Minuten Arbeitszeit zu investieren für die sichere Chance, seine Marke z.B. in einem Buch im positiven Licht erscheinen zu lassen, werden lieber sechsstellige Beträge für weit weniger wirksame Mediawerbung ausgegeben.

Souveräne Markenführung im Zeitalter vernetzter Medien setzt ein gewisses Maß an Kollaborationswilligkeit voraus.

Posted via web from Klaas Kramer

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