Jenseits der Autobahn. Bedeutet das dann: langsam, erfolglos und unsexy?
Jenseits der Autobahn ist bei mir „diesseits der Trampelpfade“. So lautet nämlich das Motto der Blogparade, zu der PR Doktor Dr. Kerstin Hoffmann aufgerufen hat.
Mit welchen ungewöhnlichen Aktionen mache ich auf mein Unternehmen aufmerksam?
Wozu Ungewöhnliches tun?
Ungewöhnliche Aktionen sollen Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Besser allerdings: Sie lenken die Aufmerksamkeit auf eine Sache, die so zum Objekt der Begierde wird. Das erinnert an die alte AIDA-Formel aus der Marktschreier-Ära. Aber heute erzeugt lautes werbliches Getöse eher Abneigung. Reaktanz nennen das die Werbewirkungsforscher. Bei einem Grundrauschen an Werbegetöse fällt nur noch auf, was anders ist. Nur Überraschendes kann unser Gehirn aus dem Stand-By-Modus wecken. Es ist eine Irritation unseres Wahrnehmungsfeldes. Diese Irritation kann eine positive Stimulation sein oder auch abschreckend wirken: Klischees und Vorurteile werden durchkreuzt, an denen wir Menschen doch irgendwie hängen.
Trampelpfad wird zur Road
Die Roadshow mit dem Titel „Sexy Souveräne Markenführung statt dröge Planungs-BWL“ startet im September.
Was ist daran Guerilla? Der Mann, der über Marke spricht, ist weder ein bekannter Professor, noch ein etablierter Agentur-Guru und erst recht kein Top-Manager eines großen Markenartikel-Konzerns. Er kommt via Trampelpfad aus dem Dschungel heraus. Er hat sich durch dichtes Gestrüpp gekämpft: Marketing-, Vertriebs- und Lehrpraxis, Marken-, System- und Erkenntnistheorien sowie Strategie- und Marken-Berater-Ratschläge. Im Gepäck: eine erfrischend inspirierende Alternative zum altdeutschen BWL-Marketing. Im Zeitalter des Internet ist die mediale Deutungshoheit über Marken von den Unternehmen zu den Menschen im Markt übergegangen. Und die Menschen im Markt können nicht mit betriebswirtschaftlichen Instrumenten gesteuert werden, denn sie gehören gar nicht zum Betrieb.
Plakative Gegenüberstellung – fast schon wieder normal.
Die Roadshow wäre von vornherein zum Misserfolg verdammt, wenn wirklich alle Menschen Klickraten, Suchmaschinenoptimierung, Excel-Sheets und Powerpoint-Torten sexy fänden. Der Bedarf ist riesig. Die Menschen sind geradezu erleichtert, wenn sie sehen: links der statische Fels in der Brandung als Symbol für das Alte, rechts die attraktive lässige Surferin als das neue lustbetonte Sinnbild, links die lineare BWL-Struktur mit „Ziel–Strategie–Maßnahmen–Kontrolle–(Gähn)“, rechts einen lebendigen Kreis, der durch Interventionen an positiver Dynamik gewinnen kann, ohne dass wir alles direkt steuern können oder wollen, weil gar nicht müssen.
Loslassen, Geschehen lassen – das ist das moderne Verständnis von Souveränität.
Guerilla-Business lebt
Es wirkt erfrischend verführerisch auf alle, die ein latentes Gefühl der Lähmung bei klassischen BWL-Konzepten empfinden. Sie brauchen sich diese Empfindung nicht mehr selbst zu verbieten. Endlich dürfen Menschen sie selbst sein. Sie müssen sich nicht mehr mit Killerphrasen in ihrem unternehmerischen Esprit ausbremsen lassen: „(skeptischer Gesichtsausdruck:) Was ist der Kundennutzen? Schreiben Sie erstmal einen Business-Plan!“
Unhinterfragt gilt die BWL als Inbegriff von Stärke und Erfolg. Wer keinen durchstrukturierten Businessplan vorlegt, wird noch zu oft als Träumer abserviert, der nicht zum harten Business taugt. Auf wissensintensiven Unternehmen liegt die BWL wie ein Fremdkörper und verdeckt die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Immaterielles liegt im blinden Fleck der BWL. Wie reagieren Menschen auf die Unterscheidung „unternehmerisches Handeln“ vs. „betriebswirtschaftliches Sachbearbeiten“? Die einen wehren sich dagegen, die anderen empfinden es als Befreiung.
Verkehrte Welt: Schwach wird stark und umgekehrt
Wäre ich schon eine bekannte Marke, es wäre ein Leichtes. Noch bin ich nur Insidern bekannt. Die Roadshow wird das ändern. Irritation ist die einzige Möglichkeit, sich als (vermeintlich) schwache Marke Gehör zu verschaffen. Auf eine schwache Marke blicken die Menschen herab oder sie ignorieren sie. Durch die Irritation bringt die Marke die Menschen für einen Moment in eine Schwächeposition. Damit dreht sie das Stärke-Schwäche-Verhältnis um. Sobald den Menschen bewusst wird, was die eben noch schwache Marke mit ihnen gemacht hat, ist sie in deren Augen keine schwache Marke mehr.